Natürlich wird man auch in Deutschland schon von klein auf mit amerikanischem Fernsehen bombardiert – Filme, Serien, Musik – alles, was erfolgreich ist, kommt scheinbar aus Amerika. Und das ist gewollt. Denn die ganze Welt soll von der amerikanischen “Kultur” vereinnahmt werden. Trotz dieser frühen Gehirnwäsche gibt es vieles Kulturschocks in New York, die mich wirklich extrem überrascht haben. Einige davon sind Klischees, andere sind Neuentdeckungen, die ich erst nach einiger Zeit mitbekommen habe.
10. Die Obsession mit eiskalten Getränken
Ich erinnere mich noch genau an den Schneetag im Winter, an dem ich einen dieser Kulturschocks in New York verarbeiten musste. Ich bestellte einen Matcha Latte und die Dame am Tresen fragte mich ernsthaft, ob ich einen Iced Matcha Latte wollte als draußen Minusgrade herrschten und der erste Schnellfall des Jahres angekündigt wurde.
9. Trinkgeld ist keine Option, sondern Pflicht
In Deutschland gibst du Trinkgeld, wenn du mit dem Service zufrieden bist. In den USA gibst du Trinkgeld, wenn du ins Restaurant gehst. Es ist also zu einer Art Pflicht geworden. Das macht den Sinn des Trinkgelds natürlich überflüßig. 20% werden mindestens erwartet – selbst, wenn der Service nur medioker war. COVID hat das Ganze sogar noch verschlimmert. Nun kannst du beim Coffee To Go auch auswählen, wie viel Trinkgeld du da lassen willst. Ganz dreiste Gastronomen geben dir als Option 20%, 23% oder 25%. Wofür? Dafür, dass du dir einen Kaffee für unterwegs am Tresen geholt hast. Doch der Trinkgeldwahn hört nicht im Restaurant oder Cafe auf. Auch, wenn du eine Massage bekommst, wird ein Trinkgeld von 20% erwartet. Das ist definitiv einer dieser Kulturschocks in New York, die ich nie überwinden werde.
8. Wo sind die Fußwege?
Europäer sind es gewohnt zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein. Natürlich gibt es auch in Deutschland Autos. VW, Audi, BMW, Mercedes – all diese Automarken kommen natürlich aus Deutschland. Es gibt auch den Witz, dass deutsche Männer ihre Autos mehr lieben als ihre Frauen und es gibt bestimmt unzählige Männer, auf die das zutrifft, aber öffentliche Verkehrsmittel, Fahrradfahren und zu Fußlaufen, stehen trotzdem hoch im Kurs.
New York ist dahingehend zwar ein bisschen weiter als andere US-Städte, aber auch hier ist das Auto immer noch das beliebteste Verkehrsmittel. Spätestens, wenn du aus NYC fährst, sieht das Ganze schon anders aus. Im restlichen Bundesstaat New York bist du aufs Auto angewiesen.
7. Scam-Anrufe sind nun Alltag
Datenschutz hat in den USA keine so große Bedeutung wie in Deutschland. Manchmal wirkt es hier gerade so als wäre es den Menschen egal. Wenn du aber aus Deutschland kommst, wo das Bargeld immer noch regiert, Faxmaschinen bis heute bei Behörden im Einsatz sind und der Datenschutz die Bürger bis in die Paranoia treibt, ist das einer dieser wahnsinnig echten Kulturschocks in New York. Wenige Stunden nachdem ich meine amerikanische SIM-Karte eingesteckt habe, erhielt ich auch schon die ersten Anrufe. Meine Daten wurden definitiv weiterverkauft. Wenn ich mit US-Amerikanern darüber spreche, zucken sie nur mit den Schultern.
Das scheint hier Normalität zu sein und es gibt nichts, was ich dagegen tun kann. Deshalb blocke ich fleißig Nummern und sorge dafür, dass ich meine Handynummer nicht aus Versehen selber öffentlich mache. Das kann bei der Jobsuche leider schnell mal passieren.
6. Darf ich bitte noch aufessen?
In Europa gehört es zum guten Ton, die Leute aufessen zu lassen, bevor die Teller abgeräumt werden. Hier wird einem teilweise schon mal die Rechnung auf den Tisch gelegt, wenn man noch isst. Ist mir hier selber schon in einem Thai-Restaurant passiert. Außerdem sind die Kellner*innen auch sehr schnell dabei, die Teller abzuräumen, sobald eine Person am Tisch aufgegessen hat. In Deutschland wartet man, bis alle aufgegessen haben. Obwohl die Amerikaner normalerweise sehr freundlich sind, fand ich das doch ziemlich unhöflich.
5. Alles ist teuer, aber die Qualität ist oft schlechter
In der Werbung schreien die amerikanischen Konzerne gerne: Schneller, besser, effizienter. Und das muss man ihnen lassen, Werbung können die Amis. Doch die Produkte, die so vermarktet werden, halten leider nicht immer das, was sie gerne versprechen. Im Vergleich zu europäischen Produkten hängt die Qualität oft hinterher. Und das ist vermutlich auch strategisch. Denn, wenn etwas keine gute Qualität hat, geht es schneller kaputt und lohnt sich nicht unbedingt repariert zu werden. Also kaufen die Leute es nochmal oder kaufen etwas anderes, um es zu ersetzen. Das führt zu höherem Konsum. Das kurbelt die Wirtschaft natürlich an, ist aber langfristig keine nachhaltige Strategie – weder für die Wirtschaft, noch die Umwelt.
4. Einer der Kulturschocks in New York, die man nicht erwartet: Hier hängen die Kabel überall lose von den Gebäuden runter
Beim Ausblick aus dem Fenster sehe ich einen Kabelsalat, der definitiv nicht sicher aussieht – schon gar nicht bei einem Sturm. Davon abgesehen, zerstört es auch einfach die Ästhetik der Landschaft. Und es ist allgemein bekannt, dass die Umgebung einen Einfluß auf das Wohlbefinden der Menschen hat. Die Kabel sorgen sicher nicht dafür. Natürlich kann niemand die wunderschöne und historische Architektur Europas in den USA erwarten, aber ich muss doch zugeben, dass New York im Vergleich dazu ziemlich miserabel aussieht. Es gibt zwar die ein oder andere Ecke, die hübsch zurecht gemacht ist (die Upper West Side ist zB eines der schönsten Stadtviertel in New York), aber die Stadt kommt einfach nicht an Europa ran.
3. Warum sitzen so viele Leute einfach im Auto und starren alle an?
Daran werde ich mich wohl nie gewöhnen. Neben den ganzen verrückten und psychichkranken, die sich auf den Straßen New York’s tummeln, gibt es viele Leute, vor allem Männer, die gefühlt stundenlang in ihren Autos sitzen und alle Passanten anstarren. Manchmal habe ich sogar das ungute Gefühl, dass es sich um Menschenhändler handeln könnte, die nur darauf warten zuzuschlagen. Teilweise habe ich auch schon komische Autos vor Schulen lauern gesehen. Das ist keine unbegründete Paranoia – der Menschenhandel blüht in den USA. Und das ist ziemlich beängstigend.
2. Die Steuern sind nicht im Preis aufgelistet
Es gibt’s nichts nervigeres als einkaufen zu gehen, den Preis genau zu berechnen, damit man im Budget bleibt, nur um dann festzustellen, dass es gar nicht der echte Preis ist. Die Steuern fehlen nämlich noch. In Deutschland gibt es dahingehend keine bösen Überraschungen, denn die Steuern sind schon im Preis inbegriffen, der auf den Schildern ausgewiesen wird.
1. Einer der größten Kulturschocks in New York für mich: Die öffentlichen Toiletten!
Ich hasse es ohnehin schon öffentliche Toiletten zu benutzen. Sie sind oft dreckig und es ist einfach kein angenehmes Gefühl sein Geschäft in Anwesenheit zig weiterer Personen erledigen zu müssen. Doch die öffentlichen Toiletten in New York sind nochmal eine Nummer schlimmer. Die Türen reichen teilweise nur bis zur Toilettenschüssel und haben kleine Schlitze an den Seiten, sodass dir theoretisch jeder im Raum beim Toilettengang zuschauen könnte. Darüber hatte ich sogar mal in den Toiletten in der Grand Central Station ein kurzes Gespräch mit einer älteren Dame. Wir waren uns auch sofort einig: Diese Toiletten müssen von einem Mann entworfen worden sein!
Hast du genug von New York und bist du alleine als Frau unterwegs? Dann empfehle ich dir diese 5 Reiseziele.